Di 26. September 2017 | 18 Uhr
Geteiltes Erbe? Koloniales Wissen – Geschichte und Gegenwart
Podiumsdiskussion mit Prof. Dr. Barbara Plankensteiner, Prof. Dr. Silke Göttsch-Elten, PD Dr. Anne Kwaschik, Prof. Dr. Elísio Macamo und Prof. Dr. Jürgen Zimmerer
Das Zeitalter der Kolonialreiche ist Vergangenheit, die noch nachwirkt. Auch in Deutschland, wo in den letzten Jahren zahlreiche Debatten das Erbe dieser Vergangenheit gezeigt haben: Die Berliner Charité gab nach knapp 110 Jahren die sterblichen Überreste von 21 Opfern des deutschen Genozids an den Herero und Nama zurück. Doch eine offizielle Entschuldigung Deutschlands für diesen Völkermord steht bis heute aus. Straßennamen in den „Kolonialvierteln“ Hamburgs, Münchens, aber auch in kleineren Städten werden geändert oder kommentiert – nach oft vehementen Debatten in der jeweiligen Stadtöffentlichkeit.
Doch der Zusammenhang von Wissenschaft und Kolonialismus im 19. und 20. Jahrhundert ist noch viel grundlegender. Denn „Altlasten“ lagern nicht nur in Museen, sondern auch in Denkweisen, Konzepten und Begriffen der modernen Wissenschaften. Der Siegeszug der Wissenschaften als Agenturen der Weltdeutung und als Instrumente der Weltbeherrschung begann zeitgleich mit dem zweiten Kolonialismus. Das gilt für Medizin und Anthropologie ebenso wie für die Ethnologie, Ökonomik und die Geschichtswissenschaften. Diese materiellen und ideellen Hinterlassenschaften des europäischen kolonialen Projekts werden nun zum Problem für Politik und Wissenschaft. Sie werfen grundsätzliche Fragen nach der Entstehung der modernen Human- und Sozialwissenschaften auf.
Eine Veranstaltung von Geisteswissenschaft im Dialog, eine gemeinsame Veranstaltungsreihe der Union der deutschen Akademien der Wissenschaften und der Max Weber Stiftung – Deutsche Geisteswissenschaftliche Institute im Ausland in Kooperation mit der Akademie der Wissenschaften in Hamburg und dem Museum für Völkerkunde Hamburg.
Eintritt frei mit Voranmeldung bis zum 20.09.2017 an gid@maxweberstiftung.de